Mit Bakterien und Pflanzen gegen ADHS?

Neben Verhaltenstherapie und Coaching sind sogenannte Psychostimulanzien das Mittel der Wahl bei der Behandlung von ADHS. Viele Menschen allerdings haben Vorbehalte gegen derlei starke Medikamente und suchen nach Alternativen, etwa in der Naturheilkunde, dort gern als »ganzheitlich« und »sanft« angepriesen. Dr. Anne Katharina Zschocke schwört darauf. Die Ärztin war vor 24 Jahren die Erste in Europa, die Seminare zum Thema »Effektive Mikroorganismen« anbot. Ihr Buch »Natürlich heilen mit Bakterien«, AT Verlag, ist ein entsprechend leidenschaftliches Plädoyer und wurde zum Bestseller.

Kann ADHS mit Bakterien behandelt werden?

Die Behandlung von ADHS mit Bakterien ist ein Ansatz aus der Naturheilkunde, der in der Schulmedizin (noch) nicht anerkannt ist. Einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass die »richtigen« Bakterien psychiatrische und neurologische Symptome bei ADHS möglicherweise lindern können, wenn bei der Ernährung zudem auf ausreichend Probiotika und Ballaststoffe geachtet wird. Denn eine entscheidende Rolle bei ADHS spielt laut Alternativmedizin das bakterielle Gleichgewicht im Darm. Bei überdurchschnittlich vielen Betroffenen ist es das nämlich anscheinend nicht. Ursache sei unter anderem der viel zu leichtfertige Einsatz von Antibiotika. Denn die vernichten Bakterien wahllos, auch die harmlosen. Zwar gibt es keine schulmedizinischen Beweise, dass Bakterien wirklich die gewünschte Heilung bringen, positive Erfahrungsberichte deuten allerdings auf einen Zusammenhang hin.

Helfen Heilpflanzen bei ADHS?

Bestimmte Heilpflanzen, etwa die Christrose, werden in der Kräuterheilkunde seit Jahrtausenden bei innerer Unruhe und Ängsten geschätzt – Symptomen also, die auch bei ADHS auftreten können. Erste klinische Zellstudien lassen inzwischen eine potenzielle Wirksamkeit bei geriatrischen und neurologischen Erkrankungen vermuten. Eine wissenschaftlich fundierte Bestätigung dafür steht indes noch aus. Hinzu kommt: Die Christrose ist hochgiftig, was eine sichere Dosierung erschwert.

Der Humanmediziner und Theologe Dr. Johannes Wilkens glaubt dennoch fest an »Die Heilkraft der Christrose«. In seinem gleichnamigen Buch, ebenfalls im AT Verlag erschienen, nennt der Autor zahlreiche Fallbeispiele, historische wie aktuelle. Trotzdem gibt es bis heute keine apothekenpflichtigen Präparate mit Christrose, lediglich homöopatische – eben weil sie so giftig ist. Nur: Zu stark verdünnt haben auch die stärksten Wirkstoffe bestenfalls noch Placeboeffekte, sagen Kritiker und verweisen auf entsprechende Metastudien. Die Kunst besteht also darin, die buchstäblich richtige Mischung zu finden und auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen. Anscheinend ist das noch nicht gelungen.