Sport ist gesund. Das wissen alle. Doch für Menschen mit ADHS gilt das in ganz besonderem Maße.
Warum hilft Sport bei ADHS?
Bei sportlicher Aktivität werden Dopamin und Noradrenalin ausgeschüttet. Gerade diese Botenstoffe fehlen den Betroffenen. Das gilt zwar auch bei Depressionen. Doch dabei sind die neurochemischen Ursachen erheblich komplexer, weshalb Sport viel weniger »wirkt«. Studien belegen: Vor allem die sogenannten Exekutivfunktionen werden durch koordinierte, ausdauernde Bewegung besonders effektiv trainiert. Gemeint sind damit insbesondere das Arbeitsgedächtnis und die Impulskontrolle. Die Sportwissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Verret und ihr Team wiesen dies bereits 2012 nach. Zahlreiche Metaanalysen untermauern das. Die Wirkung ist wie bei Stimulantien gegen ADHS paradox: beruhigend statt aktivierend. Auch Sport führt zu besserem Schlaf, weniger Reizüberflutung, erhöhter Aufmerksamkeit und mehr Konzentration, und zwar wesentlich schneller spürbar als bei anderen Erkrankungen.
Welche Sportarten sind gut bei ADHS?
Für Menschen mit ADHS eignen sich insbesondere Ausdauertraining wie Joggen, Schwimmen und Radfahren. Die Zugangshürden sind dabei erfreulich niedrig. Mindestens genauso zielführend ist Kampfsport. Sozusagen als Nebeneffekte kommen bei Karate, Judo und Co. die Förderung von Disziplin und Struktur sowie Aggressionsabbau hinzu, was bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung geradezu ideal ist. Mannschaftssport kann ebenfalls eine gute Wahl sein. Denn wer Teil beispielsweise eines Fußballteams ist, »arbeitet« unbewusst, weil spielerisch, auch an seinen sozialen Kompetenzen. Das gilt für Erwachsene übrigens genauso wie für Kinder. Wer es indes lieber etwas ruhiger mag, setzt auf Yoga oder Tai Chi, die Klassiker zum Entspannen und gegen Stress.
Eignet sich Sport als alleinige Therapie bei ADHS?
Nein, Sport ist kein Allheilmittel bei ADHS und nicht unbedingt als alleinige Therapie geeignet, aber nachweislich eine hervorragende Unterstützung und Ergänzung bei der Behandlung. Wichtig für den Erfolg sind natürlich eine gewisse Regelmäßigkeit – was bei Sportmuffeln schnell zum K.O.-Kriterium werden kann – und idealerweise professionelle Unterstützung, etwa in einem Verein.