TV-Star Simon Schwarz: »Mein übersteigerter Hang zum Risiko, meine Geschwindigkeitssucht – alles typisch ADHS«

Simon Schwarz bringt es auf den Punkt: »Würde die Welt wie ein ADHS-Gehirn funktionieren, das würde niemand wollen. Es wäre, als würden wir die Dinosaurier wieder freilassen – und zwar nicht die Pflanzenfresser!«

Seine Diagnose erhielt er erst vor wenigen Jahren. Lange hatte der Schauspieler und Kabarettist nicht gewusst, was nicht mit ihm stimmte, warum er seit seiner Kindheit so ganz anders war als die meisten Gleichaltrigen und weshalb ihm das Lernen stets unendlich schwerfiel. »Das lag nicht daran, dass ich zu dumm oder faul war, sondern dass ich ADHS habe und das Schulsystem damit nicht umgehen konnte«, weiß er heute. »Ich war so abgelenkt in meinem Kopf, das war wirklich schrecklich.«

In seinem Buch »Geht’s noch? – Betrachtungen eines Überforderten«, Ueberreuter Verlag, eigentlich ein Weckruf für Umweltschutz und Gerechtigkeit, setzt sich Simon Schwarz in einem eigenen Kapitel mit seiner Neurodivergenz auseinander, die nicht nur ihm, sondern vor allem auch seiner Familie viel abverlangt habe. Ohne seine Eltern, reflektiert der 54-Jährige, »hätte ich das, was ich heute erreicht habe, niemals erreicht«. Denn sie förderten ihn, wo sie nur konnten, ermöglichten ihm letztlich, sich auf der Bühne und im Fernsehen zu verwirklichen. Da war er gerade einmal 16, hatte soeben die Schule hinter sich gelassen – und wollte, sagt er, so sein wie Sylvester Stallone!

Wollte Simon Schwarz wegen seiner ADHS Schauspieler werden?

Die Schauspielerei war sein erstes echtes Ziel im Leben. So etwas kannte er eigentlich gar nicht: »Ich hatte für nichts auch nur das geringste Interesse. Mit 15 war mein einziger Plan, eine Hütte in Alaska zu haben und allein im Wald zu leben.« Es kam bekanntlich anders. Inzwischen gehört Simon Schwarz zu den erfolgreichsten österreichischen Schauspielern, vielen vor allem bekannt durch seine Hauptrolle in den »Eberhoferkrimis«. Doch die innere Unruhe blieb.

Irgendwann erkannte er sich dann in einem Zeitungsartikel über ADHS wieder. Das habe vieles erklärt: »die Aggressionen, die ich spürte, dass ich wahnsinnig cholerisch sein kann, meinen übersteigerten Hang zum Risiko, meine Geschwindigkeitssucht – alles typisch ADHS!« Und er verstand: »In der Jugendstrafanstalt sitzen viele, die ADHS haben, weil sie keine Angst haben und bereit sind, auch harte Drogen auszuprobieren; das habe ich zum Glück nie gemacht. Meine Droge war es, auf S-Bahn-Brücken herumzuklettern, außen auf der Donaubrücke, auf Hausdächern, irgendwo einzusteigen, das darf man eigentlich alles gar nicht sagen. Ich hatte einfach großes Glück, dass mir nichts passiert ist und ich nie in einer Strafanstalt gelandet bin.«