Vermutet wurde es schon lange, jetzt ist es wissenschaftlich gestützt: Menschen mit ADHS haben ein erhöhtes Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln oder einen Schlaganfall zu bekommen. Bislang wiesen zwar statistische Erhebungen bereits darauf hin. Doch es fehlte schlicht ein Nachweis des kausalen Zusammenhangs. Denn es war nicht auszuschließen, dass die Lebensgewohnheiten der Betroffenen oder die Nebenwirkungen von ADHS-Medikamenten die eigentliche Ursache der höheren Prävalenz sind, nicht aber die Neurodivergenz selbst.
Sind »ADHS-Gene« eine Ursache von Herzkrankheiten und Schlaganfällen?
Ein Forschungsteam unter Leitung von Piotr Ryszkiewicz von der Medizinischen Universität Bialystok fand jetzt aber gewichtige Indizien dafür. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten 14 besonders vielversprechende Studien noch einmal mit einem anderen Ansatz unter die Lupe genommen: Statt auf statistische Methoden zu setzen, nutzten sie die sogenannte Mendelsche Randomisierung. Vereinfacht gesagt sahen sie sich die genetischen Daten genauer an mit dem Ziel, einen möglichen Zusammenhang zwischen »typischen« ADHS-Genen und schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkennen zu können. Denn diese Gene sind angeboren. Finden sich hier also signifikante Auffälligkeiten, können Umwelteinflüsse als Ursache ausgeschlossen werden und die Kausalität wäre nachgewiesen. Und sie wurden fündig!
Den endgültigen Beweis werden indes erst noch umfassendere Studien erbringen können. Dafür nämlich ist die Menge der in Polen analysierten Daten zu gering.